Rangordnung und Dominanzverhalten bei Hunden

Sind alle Alphatiere dominant? Wo liegt der Unterschied zwischen Dominanz und Ungehorsam?

Was bedeutet der Begriff Dominanz?

Man ruft mehrmals nach dem Hund und er hört nicht, er hat einen übermäßig ausgebildeten Schutztrieb, er lässt niemanden auch nur in die Nähe seines Futters, diese und ähnliche Verhaltensweisen werden als Dominanzverhalten bezeichnet. Da es absolut nicht sozialverträglich ist, rät man dem Herrchen dies sofort zu unterbinden.

Die Dominanz und die Natur

Hunde stammen bekanntlich von den Wölfen ab, die wiederum in Rudeln leben. Und genau wie ihre Vorfahren, wissen sie, dass das Leben in einer Gemeinschaft sehr viel einfacher und leichter ist, als das eines Einzelgängers.

Dennoch herrscht weder im Wolfs- noch in einem Hunderudel eine strenge Hierarchie oder Rangordnung. Somit muss auch keiner seine Stellung durch Machtkämpfe verteidigen. Es ist vielmehr so, dass die Tiere in einem familiären Bund zusammen leben.

Deshalb werden sie auch normalerweise von dem ältesten und „weisesten“ Tier im Rudel angeführt. Folglich finden auch keine Kämpfe um diese Rolle statt.

Werden Anführer und Untergebene in ihre Rolle hineingeboren?

Nach den neuesten Studien ist mittlerweile bekannt, dass es keine eindeutigen Alphatiere gibt die in allen Situationen die Oberhand haben.

Natürlich gibt es immer wieder Mitglieder des Rudels, die dominante Verhaltensweisen zeigen, dies hängt jedoch viel mehr von einer bestimmten Situation ab und weniger von ihrer generellen Rolle innerhalb ihrer Familie.

Ein einfaches Beispiel für so eine Situation ist im Bereich Nahrung. Hat z. B. einer der Hunde Fressen gefunden, einen Knochen oder ein Stück Fleisch, dann wird er automatisch zum Alpha. Er bestimmt über die Ressource Nahrung, welche er gefunden hat und die anderen ordnen sich automatisch unter.

Sie stellen weder seine Position, noch seine Entscheidungen infrage. Die Rangordnung, die sich speziell in dieser Situation gebildet hat, gilt aber auch nur im Rahmen dieses Kontextes und nicht für jede weitere Gegebenheit, in der es um Futter geht.

Rangordnung und Alpha

Demgemäß kann man sagen, dass die Rangordnung innerhalb eines Hunderudels, immer von dem jeweiligen speziellen Kontext abhängig ist.
Aber woran erkennt man nun den jeweiligen Alpha des Rudels? Sind sie immer besonders Aggressiv?

Generell gilt, dass Hunde und Wölfe sich eigentlich nur so zeigen, wenn sie mit Fremden konfrontiert sind, die eine Gefahr für ihr Rudel, bzw. Familie darstellen könnten. In der Regel wird dann ihr Futter oder gleich ihr Territorium, bzw. Ihr Lebensraum bedroht.
Hunde und Wölfe verfügen über keinen Ehrgeiz im eigentlichen Sinne. Sie streben nicht nach Macht und einer besonders guten Rolle in ihrem Rudel.

Stellt ein dominanter Hund eine Bedrohung dar?

Leider hält sich das Gerücht, dass sich ein Alpha-Hund gegenüber seinem Herrchen hartnäckig durchsetzen will und deshalb dominant verhält, beharrlich. Wenn sich also der Familienhund nich so benimmt, wie er es soll, also ungehorsam ist, dann wird dies auf seine Dominanz geschoben.

Er wolle seine Rolle in dem Familienrudel gegenüber seinem Besitzer verteidigen. Durch seinen Ungehorsam will er zeigen, wer hier das Sagen hat.
Die Dominanz des Hundes wird vor allem dann als Entschuldigung genommen, wenn selbst die Hundeschule keinen Erfolg gezeigt hat.

Trotz einer intensiven Hundeerziehung, macht der Hund eher was er will, anstatt das zu tun, was sein Herrchen von ihm möchte. Aber muss der Hund denn immer alles das machen, was der Mensch möchte und sich in jeder Situation unterwürfig zeigen? Ist er nur dann ein „guter Hund“?

Hundetraining für Alphatiere?

In den Hundeschulen wurde Jahrelang vermittelt, dass die Erziehung eines Hundes nur dann von Erfolg gekrönt ist, wenn dieser akzeptiert, dass das Herrchen der Chef ist und er sich unterordnet. Damit man als Besitzer diese Position ausbauen und auch stärken kann wurden verschiedene Methoden entwickelt.

So gilt bis heute, dass die Macht über den Hund damit besondere gut demonstriert werden kann, wenn er erst sein Fressen bekommt, wenn alle am Tisch ihr Essen gegessen haben. Oder aber, der Hund darf nie zuerst durch eine Tür gehen, sondern immer hinter dem Besitzer.

In den meisten Fällen hat dieses Training aber nicht geholfen Verhaltensweisen wie, an der Leine ziehen, missachten von Befehlen oder auch bei aggressivem Verhalten zu unterbinden. Worin liegt also die Ursache?

Ungehorsam ist nicht gleich Dominanz

Da das Alphatraining und viele Hundetrainings auf der Annahme beruhen, dass der Hund immer danach strebt, der Alpha des Rudels zu sein, sind sie wirkungslos bei diesem Verhalten.

Zum einen wurde dieses Verhalten durch zahlreiche neuere wissenschaftliche Studien widerlegt und zum anderen ist es fraglich, ob wirklich jeder Hund seine menschliche Familie überhaupt als sein Rudel sieht.

Einige Experten sind der Meinung, dass Hunde ein Rudel nur mit artgleichen Verwandten bilden und da sie genau wissen, dass Menschen und Hunde nicht das Gleiche sind, sie also auch kein Rudel mit Menschen bilden werden.

Ist es also der schlichte Wunsch nach Dominanz, der den Hund zum Ungehorsam verleitet? Oder ist es vielmehr so, dass ein Hund stur ist und nicht hört, weil er schlecht erzogen wurde und nicht weil er der Chef sein will?

Was bedeutet Dominanz denn genau

Der Hund ist nicht dominant, weil er an der Leine zieht. Noch nicht einmal, wenn er nicht hört oder wenn er sich Fremden gegenüber aggressiv verhält.

Die Dominanz ist im Grunde eher das Gegenteil. Souveränität, innere Ruhe, eine starke Präsenz, das sind Merkmale einer dominanten Persönlichkeit. Diese Hunde haben es nicht nötig andere anzubellen oder laut zu knurren.

Sie müssen Ihre Rolle nicht verteidigen oder anderen gegenüber beweisen. Sie brauchen dieses „kindische“ oder „alberne“ Gehabe nicht zu präsentieren, um andern zu zeigen, wer sie sind und wer in einer Gruppe das Sagen hat.

Warum verhält sich der Hund problematisch

Das problematische Verhalten des Hundes hat also nichts mit Dominanz oder der Rangordnung innerhalb der Familie zu tun, doch warum verhält er sich dann so daneben?

Warum genau hört der Hund nicht auf sein Herrchen, wenn es also nicht daran liegt, dass er eigentlich zeigen will, wer hier wirklich das Sagen hat?

Im Grunde genommen ist die Antwort so einfach wie unbeliebt. Wenn sich ein Hund nicht benehmen kann, ist er schlecht erzogen worden, also ist der Halter und nicht der Hund das Problem.